Masterarbeit



Evaluation des ergotherapeutischen Therapiemanuals Handeln gegen Trägheit

Abstract (deutsch)

Titel: Evaluation des ergotherapeutischen Therapiemanuals Handeln gegen Trägheit

Hintergrund: Als Folge einer schweren psychischen Erkrankung gestalten Menschen ihren Tag häufig mit weniger Aktivitäten. Sie verbringen mehr Zeit passiv, mit Ruhen oder Schlafen und weniger Zeit mit Arbeiten, gemeinsam mit anderen Menschen oder außerhalb des eigenen Umfelds. Dies kann soweit führen, dass die überwiegende Zeit des Tages mit einer einzelnen Aktivität verbracht wird. Passivität und Betätigungseinseitigkeit ziehen einen Mangel an gesundheitsfördernden Aktivitäten nach sich und wirken sich auf Gesundheit und Wohlbefinden aus. 

Ziel: Diese Studie überprüft einerseits, ob die manualisierte ergotherapeutische Intervention Handeln gegen Trägheit anwendbar ist und anderseits, ob sie Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen dabei unterstützen kann, Aktivität aufzubauen.

Design: Es handelt sich um eine randomisierte kontrollierte Studie mit 22 Teilnehmern, die eine Diagnose aus dem Bereich der schweren psychischen Erkrankungen hatten. Der Global Assessment of Functioning-Wert der Teilnehmer musste unter 70 liegen.

Setting: LVR-Klinikum Düsseldorf, Kliniken der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Interventionen: Alle Teilnehmer erhielten zwölf Termine ambulante Ergotherapie zu je 60 Minuten als Einzeltherapie. In der Experimentalgruppe wurde die manualisierte Intervention Handeln gegen Trägheit eingesetzt, die Kontrollgruppe erhielt die ergotherapeutische Standardbehandlung.

Outcomeparameter: Durch verblindete Rater wurde vor und nach der Intervention mit einem Zeit-Nutzungs-Protokoll erhoben, wie viel aktive Zeit die Teilnehmer an einem Tag verbringen. Durch eine Intention-to-treat-Analyse wurde geprüft, ob nach der Intervention Unterschiede zwischen den Gruppen messbar waren.

Ergebnisse: Nach der Intervention konnte in beiden Gruppen ein Aktivitätsaufbau gemessen werden. Dieser betrug in der Experimentalgruppe durchschnittlich 4,2 und in der Kontrollgruppe durchschnittlich 2,4 Stunden pro Tag. Dieser Unterschied ist mit einem p-Wert von 0,171 nicht signifikant. In dem für die Ergotherapie bedeutsamen Betätigungsbereich Selbstversorgung, konnte ein signifikanter Unterschied (p=0,002) zwischen der Interventions- und der Kontrollgruppe erhoben werden. Die Teilnehmer der Experimentalgruppe verbrachten nach der Intervention durchschnittlich 3,5 und die der Kontrollgruppe 0,5  Stunden mehr Zeit mit Aktivitäten aus dem Bereich Selbstversorgung. Rückmeldungen von Therapeuten der Interventionsgruppe zeigen, dass die manualisierte Intervention Handeln gegen Trägheit leicht in der Ergotherapie einsetzbar ist. Auch erfährt sie eine hohe Akzeptanz durch die Teilnehmer, was sich in einer stärkerenTherapietreue zeigte. Die Maßnahme Handeln gegen Trägheit hatte in dieser Studie eine hohe Effektstärke von d=0,72.

Schlussfolgerung: Mit dieser kontrollierten Studie konnte gezeigt werden, dass die Intervention Handeln gegen Trägheit gut implementierbar ist. Diese Form der  manualisierten psychiatrischen Ergotherapie ist in dieser Studie, der Standardbehandlung überlegen. Eine Wirksamkeitsstudie mit mehr Teilnehmern ist notwendig. Zusätzlich sollte die Anzahl der Therapieeinheiten moderat ausgeweitet und die Therapie optional im Umfeld des Patienten angeboten werden können. Eine Erweiterung um sekundäre Outcomes, beispielsweise die Erhebung der Lebensqualität, ist sinnvoll. Eine Follow-up-Erhebung nach sechs Monaten sollte ebenfalls eingeplant werden um feststellen zu können, ob die vermuteten positiven Effekte dauerhaft sind.

Stichworte:

Schwere psychische Erkrankung, Time-Use, Betätigungsbalance, Aktivität, Recovery

 

 

Abstract (English)

Title: Evaluation of the Occupational Therapy manual Action Over Inertia

Background: People with severe mental illness are often less active and spend more time resting or sleeping. They spend less time working, socializing with other people or outside their own environment. This can result in spending the majority of their time with one single activity. Passivity and an occupational imbalance leads to a lack of participation in health-promoting activities and ultimately influence health and well-being.

Objective: The aim of this study was to evaluate the feasibility of the manualized Occupational Therapy intervention, Action Over Inertia, and if the intervention can support people with severe mental illness in building participation in activities.

Design: A randomized, controlled trial was carried out involving 22 participants who had lived experience of severe mental illness. Participants were eligible when they had a Global Assessment of Function score below 70.

Setting: LVR-Klinikum Düsseldorf, Kliniken der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Intervention: All participants received twelve individual occupational therapy sessions which each lasted 60 minutes. In the experimental group the manualized intervention Action Over Inertia was used, the control group received the standard Occupational Therapy treatment.

Outcome parameters: Using a time usage log, raters blind to study conditions gathered pre and post intervention data on how much time the participants spend actively participation in activities during a day. Intention to treat analysis was used, to examine whether there were measurable differences between the groups after intervention.  

Results: The results showed a change in both groups concerning in the amount of performed activities during a day, which was an average of 4.2 hours in the experimental group and 2.4 hours in the control group. This difference is not significant with a p value of 0.171. Meanwhile, there was a significant difference (p= 0,002) between the intervention- and control group within the area of participation in self care activities which is meaningful for Occupational Therapy. The participants in the experimental group spent on average 3.5 hours more on activities within the area of self care following the intervention while participants from the control group spent on average 0.5 hours more. The manualized intervention Action Over Inertia is easy to use in occupational therapy and experiences a high level of acceptance by the participants, which was reflected in a stronger adherence in treatment. In this study, the intervention Action Over Inertia had the high effect size of d = 0.72.

Conclusion: This randomized controlled study showed that the intervention Action Over Inertia is feasible. In this study, the manualized occupational therapy intervention in psychiatry is superior to the standard treatment for influencing heatlth promoting activity participation. An efficacy study with more participants is necessary while the number of therapy sessions should be extended. In addition the therapy should be offered as an option in the patient’s environment. An study of secondary outcomes, for example impact on quality of life, is appropriate. A follow-up after six months should also be included.

Subjects: Severe Mental Illness, Time-Use, Occupational Balance, Occupation, Recovery